Brixlegger Theatergeschichte

Brixlegg hat eine lange Theatertradition! Einen sicheren Anhaltspunkt über öffentliches Theaterspiel gibt uns der "Theresianische Kataster" aus dem Jahre 1775 wo vermerkt ist, dass im "Hofe zum Goldenen Hirschen" (Judenwirt) ein "Commedyhaus" befindlich ist.

 

Nach der bewegten Napoleonischen Zeit, in der in den Stuben geistliche Spiele aufgeführt wurden, fand 1816 erstmals wieder eine öffentliche Theateraufführung im Berauer Hof statt.

Während des gesamten 19. Jhdt. kamen die Brixlegger Hirten- und Weihnachtsspiele zur Aufführung.

 

Das Brixlegger Theaterleben wurde in dieser Zeit vor allem von Johann Georg Schmalz, der als Kohlebrenner für die Hütte gearbeitet hat, geprägt. Von Ludwig Steub als der "Bauernshakespeare von Tirol" geadelte Schmalz schrieb unzählige Theaterstücke und vor allem auch Ritterspiele, die bis heute in Kiefersfelden gespielt werden.

 

Als der Berauer Hof 1835 seine Pforten schloß, wurde der Spielbetrieb in ein hölzernes "Musenhaus" verlegt, das von Johann Kaltschmid im Garten des Judenwirtes erbaut wurde.

 

Ab 1835 übernahm der große Brixlegger Theatermeister Andreas Johann Obinger das Ruder. Er wies dem Volksschauspiel neue Wege, war unermüdlich als Regisseur, Darsteller und Bühnengestalter tätig. Er ließ das Lustspiel, die Posse und den Schwank auf die Brixlegger Bühnenbretter einziehen. Das kleine, hölzerne Theater beim Kaltschmid war für Obingers Anforderungen zu klein und so wurde im Ansitz Graseck, dem heutigen Herrnhaus, ein Theater eröffnet, wo Obinger fleißig Stück für Stück inszenierte.

 

Im Jahre 1850 hat die Wirtin zum "Goldenenn Hirschen" Maria Kaltschmid anstelle des früheren Holzbaues nach den Plänen Obingers ein großes und zweckmäßiges Massivtheater erbauen lassen, das im gleichen Jahr eröffnet wurde. 
46 Jahre war Obinger Spielleiter und maßgebender Initiator des Brixlegger Theatergeschehens. 

 

Ein Höhepunkt war für ihn die Einführung der Passionsspiele 1868.

Im Jahr 1867 wurde der aus Waidring gebürtige Kooperator Alois Winkler nach Brixlegg versetzt. Der junge Geistliche, der vorher im berühmten Passionsspielort Erl tätig war, war von den Spielerfähigkeiten der Brixlegger beeindruckt und gab Anstoß für die Brixlegger Passion und sollte gemeinsam mit Obinger die Regie übernehmen. Es fehlte an Allem, aber die Gemeinde stellte am heutigen Innweg neben dem Alpbach, ein Grundstsück zur Verfügung. In Hall wurde ein handschriftlicher Passionsspieltext ausfindig gemacht und für 105 Gulden angekauft.

Schließlich konnte aus der Konkursmasse des Innsbrucker Theaterunternehmens Fumangelli eine Sammlung von 500 kostbaren Ritter- und Festspielkostümen zuerst leihweise, später um 4100 Gulden käuflich erworben werden.

Einige dieser wunderbaren Gewänder befinden sich heute noch im Besitz des Theatervereines.

In der unvorstellbar kurzen Zeit von 5 Monaten wurde ein Holzbau für 1200 Zuschauer errichtet, der noch im gleichen Jahr erstmals bespielt wurde.

Es folgten turbulente Jahre, geprägt von Schulden, Streitereien und Naturkatastrophen. Trotzdem wurden die Passionsspiele 1873,1883,1889 -  erstmals mit elektrischen Strom - mit großem Erfolg fortgesetzt.

Nach einer langen Pause - aufgrund der Überschwemmungen wurde das Haus schwer beschädigt - wurde 1903 unter der Regie von Bruder Willram wieder gespielt. Die 14 Aufführungen reichten bei weitem nicht aus, um den Besucheransturm zu bewältigen.

Brixlegg war auf dem Höhepunkt seiner Theatergeschichte. Ein letztes Mal wurde die Passion 1913 gespielt, bevor der unselige 1. Weltkrieg ausbrach und das Kaiserreich zerfiel.

Das Passionshaus war in der langen Pausen zwischen den Passionsspielen nicht etwa verwaist, sonder es fanden darin viele Aufführungen statt, für die das Kaltschmid´sche Theater zu klein war.

 

Ganz besonders trat das patriotische Volksschauspiel hervor, das den Tiroler Freiheitskampf von 1809 vor Augen führte. Die Hoferspiele wurden bis ins Jubiläumsjahr 1909 äußerst erfolgreich gespielt und setzten einen Schlusspunkt für Brixleggs "Goldenes Theaterzeitlater".

 

50 Jahre später erlebten die patriotischen Volksschauspiele eine kurze , aber bemerkenswerte Renaissance. Sepp Landmann hat an die alte Tradition angeknüpft und 1959 "Ruf der Freiheit" sowie 1961 "Volk in Not" beim neuen Musikpavillon am Mühlbichl zur Aufführung gebracht.

 

Brixleggs Theaterblut kam oftmals ins Stocken, aber es kam immer wieder in Fluss! 

Viel dazu beigetragen hat die Beständigkeit des Kaltschmid´schen Theaterhauses, das bis heute in seiner Grundkonzeption so geblieben ist, wie es Andreas Obinger 1850 für die Judenwirtin errichtet hat.

Auch während der großen Passionsspielzeit und danach riss auf dieser Bühne die Theatertätigkeit nie ab und hier wurde besonders das Volksstück gepflegt. "Der G´wissenswurm", "Die Räuber", "Lumpazivagabundus" und viele Jäger- und Wildererstücke wurden in den 20er und 30erJahren gespielt.

 

Für einige Jahre ist dann auch den Brixleggern das Theaterspielen vergangen. 1945 war Brixlegg ein Trümmerhaufen und im Theatergebäude klaffte ein Riesenloch. Damals gründeten einige Burschen samt Kooperator Johann Kaiser die Bühnengemeinschaft "Jung Brixlegg" und schon im Advent 1945 wurde ein Hirtenspiel im Heilbad Mehrn gespielt.

Das Augenmerk richtet sich wieder auf das alte Judenwirtstheater. Ihre Theaterbegeisterung ließ die Besitzerin Betty Kaltschmid keine Kosten und Mühen scheuen, um das Gebäude wieder instand zu setzen. Die Dekoration und Bühneneinrichtungen wurden vom Bühnenmeister des Tiroler Landestheaters angefertigt. 

In den folgenden Jahren kamen viele Komödien mit großem Erfolg auf die Bühne. Auch fanden immer wieder Gastspiele des Landestheaters statt. Besondere Glanzpunkte waren die Aufführung zweier Operetten gemeinsam mit Männergesangsverein und Kirchenchor.

 

Inzwischen brach die Kinowelle ins Land. Betty Kaltschmid sprang auf den Zug der Zeit auf und installierte im Theaterhaus ein Kino. Vorerst ging das Nebeneinander noch leidlich, doch dann zog die Breitleinwandtechnik ein,  die Bühne wurde verbaut und mit dem Theaterspielen war es aus. Und wieder einmal stockte das Theaterblut in Brixlegg, der Verein löste sich auf.

 

Erst 1984 wurde der Verein "Volkstheater Brixlegg" beim traditionellen Judenwirt gegründet.

Betty Kaltschmid war sofort wieder Feuer und Flamme, als Architekt Josef Gschösser mit einigen Unentwegten an sie herantrat, ihren Obingerbau wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen. Das total verwahrloste Theatergebäude wurde gepachtet und mit großem finanziellem und persönlichem Einsatz renoviert.

Mit dem Stück "Die Junggesellensteuer" ein neuerlicher Anlauf für die Weiterpflege der Theaterkultur gestartet.

 

Seit damals wird das Haus zweimal jährlich bespielt. Das Spektrum reicht von Klassikern wie " Der eingebildete Kranke" über Volksstücke und Boulevardkomödien. Seit einigen Jahren werden in der Vorweihnachtszeit mit großem Erfolg Märchen gespielt.

 

In den vergangenen Jahren wurde vom Theaterverein und der Gemeinde Brixlegg viel Geld investiert um dieses traditionsreiche Haus auch für die nächste Generation zu erhalten.